Hildegard von Bingen – Eine alte und wichtige Ernährungstherapie

„Denn der Seele Freude ist es, im Leibe wirksam zu sein.“ - Hildegard von Bingen

Wenn uns etwas auf den Magen schlägt, dann stimmt meist etwas nicht. Irgendetwas beschäftigt uns, wir grübeln und manchmal bekommen wir sogar Bauchweh davon. Uns schlägt buchstäblich etwas auf den Magen. 

Es ist wissenschaftlich belegt, dass der Darm und das Gehirn in ständiger Kommunikation miteinander stehen. Durch die unauflösliche Darm-Hirn-Achse, welche bereits vor der Geburt beginnt und vor allem in den ersten Lebensjahren eine bedeutsame Rolle spielt, besteht eine enge Bindung zwischen Darm und Gehirn. 

Kräfte der Natur
Die Kraft der Natur entdecken

 

Schon vor 850 Jahren beschrieb Hildegard von Bingen die Auswirkungen von Lebensmitteln als Heilmittel.

 

Eine ausgewogene Ernährung sorgt für eine gute Verdauung, liefert die beste Energie für unser Nervensystem und sorgt für eine natürliche Darmflora.
Durch eine gesunde Ernährung sind wir in der Lage Körper, Seele und Geist in Harmonie zu bringen. 

In unserer heutigen schnelllebigen Zeit, sehnen wir uns immer mehr nach Rückzug und entdecken nun das bedeutende Wissen um die Kraft der Natur wieder.

Wer war Hildegard von Bingen?                      Das Leben und Wirken der heiligen Hildegard.

Hildegard von Bingen wurde im Jahre 1098 im Rheinland geboren. Bereits als Kind ist Hildegard oft krank und schwächlich. Ab ihrem 8. Lebensjahr wächst sie in einem Kloster auf und lernt Schreiben und Lesen sowie praktisches Arbeiten. 

Sie wird zur Äbtissin und verfasst mehrere Bücher, u. a. „PHYSICA – die Heilkraft der Natur“ und „CAUSAE ET CURAE“ - Ursachen und Behandlung von Krankheiten.

Hildegard beschrieb als Prophetin und Visionärin zu allererst und als einzige die Heilkräfte der Lebensmittel in Kräutern und Gewürzen aus aller Welt. Sie unternahm im Laufe ihres Lebens zahlreiche Predigtreisen quer durch Deutschland und fungierte dabei als Beraterin. Für Hildegard gehören Gesundheit und Genuss zusammen und gerade das macht ihre damals gewonnenen Erkenntnisse so zeitlos.

„Lass Nahrung deine Medizin und Medizin deine Nahrung sein.“ - Hippokrates

Selbst Hippokrates, der rund 1.500 Jahre vor Hildegard von Bingen lebte, wusste um den besonderen Stellenwert der richtigen Auswahl von Nahrungsmitteln auf unsere Gesundheit. Es gibt eine Vielzahl von Lebensmitteln, Kräutern und Gewürzen, welche therapeutische und heilsame Qualitäten besitzen.

Parallelen zu Hildegards Beobachtungen und Erkenntnisse über die unterschiedlichen thermischen Wirkungen von Lebensmitteln, über befeuchtende oder trockene Eigenschaften, über spezifische Wirkweisen auf bestimmte Organe sowie zugeordnete emotionale und psychische Faktoren, finden wir auch im indischen Ayurveda sowie in der traditionellen chinesischen Medizin (TCM)

Vom „rechten Maß“ - stimmen die Relationen in Bezug auf die Ernährung heute noch?

Hildegard von Bingen sprach oft vom „rechten Maß“ im Umgang mit unserem Körper und unserer Seele.

„Die Seele liebt in allen Dingen das rechte Maß. Wenn der Mensch ohne Maß isst oder trinkt oder irgendetwas anderes maßlos tut, werden die Kräfte der Seele gespalten. Daher achte er stets auf das richtige Maß.“

Essen wir denn immer wenn wir Hunger haben? Essen wir nur das, was unserem Körper und unserer Seele gut tut? Essen wir nur so viel bis wir satt sind?
Für die Aufschlüsselung dieser Fragen kann ein Ernährungstagebuch hilfreich sein. 

Individuelle Ernährungsberatung
Das Ernährungs- und Aktivitätenprotokoll bei einer individuellen Ernährungsberatung gibt Aufschluss über Gewohnheiten und hilft bei der Suche nach möglichen Änderungen zu einer gesunden Lebensweise.

Als Ernährungsberaterin ist für mich das Protokollieren der konsumierten Lebensmittel und Getränke ein wichtiges Werkzeug, um erste Erkenntnisse über meine Kunden und Ihre Beschwerden zu erhalten. Auch das Führen eines Aktivitätenprotokolls ist wichtig, denn  die Bewegung sowie Ruhephasen gehören zu einem gesunden Lebensstil dazu. Um den Körper im Gleichgewicht zu halten zählen regelmäßige Aktivitäten, am besten an der frischen Luft und in der Natur, sowie auch die Ruhe, Stille und Besinnung im rechten Maß mit dazu.

Eine individuelle Ernährungsberatung kann jedem dazu bereits erste Impulse geben wieder ins Gleichgewicht zu kommen und auf das rechte Maß zu achten.

Dinkel – der Grundpfeiler in der Hildegard-Küche

Dinkel in der Küche
Dinkel ist Grundpfeiler der Hildegard-Küche

 

Heilkräfte stecken laut Hildegard von Bingen vor allem in DinkelObst und Gemüse, heilendem Fisch und Fleisch als Beilage sowie Kräutern und Gewürzen als Verdauungshormone.

 

Die größten Heilerfolge und somit der Grundpfeiler in der Hildegard-Küche gehen jedoch auf den Dinkel zurück. Er ist reich an Mineralien und damit gegen die Übersäuerung und Entzündungsneigung des Körpers. Dinkel enthält wertvolle komplexe Kohlenhydrate und die Zusammensetzung seiner Fettsäuren macht ihn zu einem bedeutenden Lebensmittel. In der Naturheilkunde wurden bei Neurodermitis bereits erfolgreiche Erfahrungen gemacht mit Dinkel.

Neben dem Dinkel steht auch die Edelkastanie im Mittelpunkt der Hildegard-Küche. Beide Lebensmittel können aufgrund des natürlichen Schutzes den ihre harte Schale bietet, ganz ohne umweltbelastende Chemie angebaut werden. Dinkel ist dabei sehr anspruchslos und wächst auch in klimatisch rauen Gebieten und auf kargen Böden. Da er kaum Düngung benötigt ist er vor allem in der biologischen Landwirtschaft sehr beliebt.

Im Gegensatz zu anderen Nüssen enthält die Edelkastanie oder auch Maroni genannt, sehr wenig Fett. Andererseits hat sie einen hohen Kohlenhydrat- und Ballaststoffanteil, welcher sich gut auf unsere Darmgesundheit auswirkt. Ihre komplexen Kohlenhydrate wirken sich positiv auf das Wachstum der Darmflora aus.

Weitere wertvolle Lebensmittel in der Hildegard-Küche sind:

Fenchel – er macht den Menschen fröhlich, wärmt ihn und sorgt für eine gute Verdauung. Er verhindert Mundgeruch, sorgt für eine gute Ausdünstung und Hautfarbe sowie für einen guten Körpergeruch.

Quitten – eine warme Frucht, die vor allem bei Gicht empfohlen wird. 

Rettich – ist wärmend und wirkt reinigend, er regt den Gallenfluss an und wirkt verdauungsfördernd.

Bohnen – sind wärmend und durch ihren hohen Eiweißgehalt sind sie besonders wertvoll für Menschen die wenig oder kein Fleisch essen.

Kichererbsen – sind wärmend und gut verträglich und gebraten ein heilendes Mittel gegen Fieber.

Datteln – auch als „das Brot der Wüste“ bekannt, sind sehr kraftvoll und nahrhaft. Sie sollten von daher auch nur in Maßen verzehrt werden.

Reh – das Tier ist gemäßigt und sanft und sein Fleisch reinigt den Menschen von Schleim und Unrat.

Hirsch – das Tier ist warm und es frisst reines Futter, von daher ist Hirschfleisch zur Reinigung des Magens zu essen.

Schaf & Lamm – die Tiere sind kalt, jedoch wärmer als Rind. Deshalb ist es empfehlenswerter dieses Fleisch im Sommer zu verzehren.

Ente – empfiehlt sie nur den Gesunden und gebraten im Feuer und nicht in Wasser gekocht.

Huhn – ist für Gesunde gut und macht nicht fett, die Kranken erfrischt es ein wenig. In Maßen sind gekochte Hühnereier bekömmlicher.

Fisch – besondere heilsame Wirkung spricht sie den Fischen nach, die sich in der Mitte und in der „Reinheit“ des Meeres und von Flüssen aufhalten. Besonders positiv erwähnt sie Wels, Hecht und Barsch.

Butte, Käse & Milch – können von allen in Maßen konsumiert werden, vor allem ausgezehrte Menschen können von ihrer Kraft profitieren. Milch ist im Sommer besser verträglich als im Winter.

Die Kraft der Kräuter und Gewürze

In der Hildegard-Küche dürfen folgende Gewürze nicht fehlen:

Galgant – das wichtigste Gewürz und wird anstatt Pfeffer verwendet. Verbessert die Durchblutung, hilft bei Appetitlosigkeit und Blähungen, fördert die Verdauung. Er gilt als entzündungshemmend und als Mittel bei Bakterien, Viren und Pilzen im Darm.

Bertram – sorgt für eine gute Verdauung, für gutes Blut und verleiht Kraft und Energie. Er gilt als Universalheilmittel und wird immer zusammen mit Galgant verwendet.

Quendel – gilt als Hauptgewürz und hilft bei Hautproblemen.

Ysop – ist ein Frohmacher und wirkt bei Traurigkeit, Melancholie, Depressionen und Leberfunktionsstörungen.

Mutterkümmel (Kreuzkümmel) – erleichtert die Verdauung. Ist für Menschen mit Herzproblemen jedoch nicht empfehlenswert.

Ackerminze & Krauseminze – wärmen den Magen und fördert die Verdauung.

Schafgarbe – unterstützt die Wundheilung und hilft bei Verletzungen, inneren Wunden und Augenproblemen.

Salbei – wirkt gegen alle gespeicherten Schadstoffe im Körper. Er reinigt und heilt gleichzeitig.

Petersilie – roh hilft gegen Fieber, bei Schmerzen im Herzen, der Milz und in den Seiten, gegen einen kranken Magen, bei Nieren- und Blasensteinen sowie gegen Lähmungen.

Dill – gekocht gegessen unterdrückt die Gicht.

Beifuss – hilft bei Gastritis, Magenempfindlichkeit und Sodbrennen. Er hat eine anregende Wirkung auf die Leber- und Bauchspeicheldrüse.

Bohnenkraut – gilt als Frohmacher.

Süssholz – wirkt schleimlösend und Süßholzextrakt tötet Pilze und Bakterien und findet vor allem Anwendung bei Erkrankungen der Atemwege.

Zimt – wärmt und macht fröhlich. Er wirkt entspannend, stärkt die Sinne, reinigt das Blut und wirkt Stoffwechselstörungen entgegen.

Muskatnuss – öffnet das Herz und vermindert die schädlichen Säfte. Auch reinigt sie das Blut, hilft bei Konzentrationsschwierigkeiten und psychischen Belastungen.

Gewürznelke – hilft bei Gicht. Das Kauen von Gewürznelken hilft auch bei Kopfbrummen aufgrund von Wetterfühligkeit.

Bockshornklee – schmeckt ausgezeichnet und wirkt appetitanregend.

Lavendel – wirkt antibakteriell und als Tee bringt er Erholung, unterstützt das Loslassen und entspannt einen angestrengten Geist.

Rosenblüten – wirken entzündungshemmend und krampflösend. 

Melisse – wirkt beruhigend und krampflösend. Sie kommt bei Schlafstörungen, Magen-Darm-Störungen und Gallenleiden zum Einsatz.

Ringelblume – hilft bei Entzündungen von Rachen und Mundschleimhaut sowie bei Wunden mit schlechter Heilung.

Brennnessel – wärmt und gekocht reinigt sie den Magen und wirkt schleimlösend.

Weniger ist mehr – Vom Fasten nach Hildegard von Bingen

Für Hildegard von Bingen hat das Fasten eine sehr bedeutende Rolle und kann die Quelle für ein langes und gesundes Leben sein. Das Fasten gehört seit jeher zum biologischen Kreislauf des Menschen. Auf Grund von klimatischen Bedingungen war das Nahrungsangebot nicht durchgängig gleichbleibend und von daher war der Mensch immer wieder gezwungen seine Nahrungsaufnahme zu reduzieren bzw. auch zu pausieren. Dies waren oftmals nicht freiwillige Fastenzeiten, sie dienten jedoch der Wertschätzung von Essen. 

Vor dem Winterschlaf
Igel bereiten sich auf den Winterschlaf vor


Wenn wir in die Tierwelt schauen, gibt es auch dort zahlreiche Beispiele von Nahrungskarenz. Sei es beispielsweise bei Tieren die in den Winterschlaf gehen oder bei Zugvögeln und Pinguinen so wie auch bei Raubtieren, dessen Speiseplan vom Jagderfolg abhängig ist. 

Heutzutage leben wir in einem Überfluss, der uns regelrecht krank machen kann. Es gilt also wieder die Balance zu finden und wie Hildegard es sagt: „… in allen Dingen das rechte Maß...“. Doch wissen wir denn was das rechte Maß für uns ist? Das kann jeder nur für sich selbst herausfinden, indem man innehält, bewusst und achtsam ist mit sich und seinem Körper. Die eigenen Sinne stärken und in sich spüren, um herauszufinden was einem gut tut.

Wenn wir die Herkunft des Wort „Fasten“ betrachten, dann werden wir erstaunt sein über die Parallelen zu der Bedeutung des „in sich kehren“. Es kommt aus dem Gotischen und bedeutet „(fest)halten“, „beobachten“, „bewachen“. Fasten hat also nichts mit „Hungern“ zu tun, was viele damit in Verbindung bringen.

 

Fastenwanderung an der Ostsee
Fastenwanderung auf der Insel Rügen

Hildegard von Bingen beschreibt das Fasten als ein Universalheilmittel, um körperliche wie auch seelische Probleme zu überwinden. Heute entdecken wir dieses Heilmittel wieder und wer möchte hat die Möglichkeit dies auch mit einer Auszeit zu verbinden und an einer geführten Fastenwanderwoche teilzunehmen. Vorteilhaft dabei ist, dass man dem Alltag entflieht und das Gruppenerlebnis sowie der stattfindende Austausch mit den anderen Teilnehmer unterstützen beim Fasten.

Nach solch einer Fastenkur fällt eine Umstellung auf eine gesündere Ernährungs- und Lebensweise leichter. Man sollte dabei langsam vorgehen, getreu dem Motto „weniger ist mehr“.  Starten Sie beispielsweise mit einem Dinkel-Habermus in den Tag, trinken Sie Dinkelkaffee anstatt normalen Bohnenkaffe oder legen Sie einen „Dinkeltag" pro Woche ein. 

Und vielleicht planen Sie wenigstens 1 oder besser 2 mal im Jahr eine Fastenwoche in Ihren Kalender mit ein.

TIPP: Für alle die in Dresden leben oder die Stadt besuchen, empfehle ich den Hildegard-von-Bingen-Laden "Die Marone" auf der Bautzner Straße 46 in der Neustadt. Es gibt eine große Auswahl an Dinkelprodukten, Gewürzen und Kräutern, Kosmetika, Fachliteratur, Heilsteinen und vielem mehr sowie einer fachkundigen Beratung in einer sehr angenehme Atmosphäre.

Fasten auf Rügen
Basenfastenwoche an der Ostsee
Heilfasten in der Sächsischen Schweiz
Heilfastenwoche Sächsische Schweiz
Heilfasten auf Rügen
Heilfastenwoche an der Ostsee

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